Wie Oberhofen zur 5G-Testgemeinde wurde

Wie Oberhofen zur 5G-Testgemeinde wurde

Der Anruf eines Mitarbeiters der Firma Magenta erreichte Oberhofens taffe Bürgermeisterin Elisabeth Höllwarth-Kaiser am 25. März 2019 außerhalb der Amtszeiten. Und auch völlig überraschend.

Man gratuliere herzlich, so der Mitarbeiter am Telefon, denn Oberhofen sei als eine von wenigen 5G-Testgemeinden ausgewählt worden. Die Bürgermeisterin war einigermaßen perplex, hatte sich Oberhofen doch weder bei Magenta gemeldet noch beworben. Bereits am nächsten Tag gab das Unternehmen in Wien mit politischer Unterstützung eine Pressekonferenz zum Thema 5G.

Magenta und 5G: Worum geht es dabei?
Zunächst: Magenta ist die frühere T-Mobile Austria. Mit der Fusion mit UPS wurde daraus die Magenta Telekom. Und 5G wird quasi der Nachfolger von 4G. Vereinfacht gesagt geht es dabei um ein größeres Datenvolumen und schnelleren Datentransfer. Ohne Leitungen, nur funkunterstützt. Und die Reaktionszeiten sinken von wenigen Millisekunden bis unter eine Millisekunde. Eine Voraussetzung etwa für „lenkerbefreites Autofahren“, was allerdings derzeit noch Zukunftsmusik ist.
Während von Unternehmensseite die Vorteile der 5G-Technologie betont werden, gibt es auch Kritik dagegen. So könne bei elektrosensiblen ein „Mikrowellensyndrom“ entstehen, das sich durch Migräne, sonstige Schmerzen oder Depressionen auswirken könne. Beweise für die eine oder andere Gefahr durch die 5G sehen Experten nicht. Belegt ist aber die Erwärmung von Gewebe durch die elektromagnetische Strahlung bei besonderer Nähe oder unter anderen Umständen. Diese wird aber nicht als gesundheitsschädlich eingeschätzt.

Ein Router, aber keine Erfahrungswerte.
Das Gemeindeamt Oberhofen bekam für den Testzeitraum von einem Jahr zwar einen 5G-Router, doch der war außerhalb der Reichweite des aufgerüsteten Funkmasten auf dem Dach eines Privathauses in Wegdorf. „Wir hatten also einen 5G-Router, aber die Kapazität blieb auf 4G. Und damit konnten wir auch keine Erfahrungswerte sammeln“, so Bürgermeisterin Höllwarth-Kaiser. Die Testphase ist in Oberhofen also abgeschlossen. Der 5G-Router sollte demnächst wieder von Magenta abgeholt werden. Angekauft - um 60 Euro/Monat für die Testgemeinden - wurde er nicht. Die 5G-Technologie wird trotzdem kommen. Was auch Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der Projektvorstellung im März 2019 klarstellte: Der 5G-Ausbau sei ein Meilenstein für die Wettbewerbsfähigkeit, den technologischen Fortschritt und die Lebensqualität der Österreicherinnen und Österreicher.

Norbert Blaichinger

Veröffentlicht am 17.07.2020