Das unwürdige Namensschild des Kirchenplatzes

Wer regelmäßig unsere Artikel und auch Kommentare liest, der wird möglicherweise „die Sache mit dem Wrede-Platz“ mitbekommen haben.

Denn da wurden wir von unserem aufmerksamen Leser - Walter Kühleitner - auf die falsche Betitelung unseres Kirchenplatzes auf einem von uns erstellten Plan (siehe FuZo-Artikel) hingewiesen. Erst mal gab’s bürointerne Diskussionen! Hatten wir in der d'signery doch gerade vor 2 Jahren für das Hochalm-Buch von Andreas Pillichshammer Fotos von besagtem Ort inklusive des Schildes mit der deutlichen Aufschrift: Marschall v. Wrede - Platz gemacht! „Kann also nicht falsch sein“, dachten wir.

Tja denkste! Denn wir konnten bald in Erfahrung bringen, dass die Tafel mit der Aufschrift „Marschall von Wrede-Platz“ zwar am Schlossgebäude angebracht ist, aber nicht der Anfang der 1960er Jahre erlassenen Verordnung entspricht. (s. Foto des Dokuments r.).

Dieses Dokument wurde uns vom ehemaligenKundmachung Wredeplatz Amtsleiter der Marktgemeinde Mondsee - Georg Ramsauer - zur Verfügung gestellt. Wer diese Tafel wann angebracht hat, ist weder ihm noch uns bekannt.

Georg Ramsauer ist Teil des „Frauenschuh-Stammtisches“, zu der auch Hofrat OLGR. Dr. Erich Carli gehört. Der aus Tirol stammende Hofrat gab in einer der Stammtischrunden die „Erfolgsgeschichte“ des Marschalls bereits als wenig rühmlich wieder, zog Marschall Carl Philipp von Wrede doch an der Seite Napoleons plündernd und mordernd eine verwüstende Spur durch ganz Tirol. Für eben jene grausamen Kriegszüge wurde er von Napoleon mit den Klöstern Suben und Mondsee belohnt.

hochalmbuchBereits im oben genannten Buch „Die Geschichte der Mondseeer Hochalm“ thematisiert Andreas Pillichshammer den bayerischen Marschall mit all seinen Kriegszügen und beendet das Wrede-Kapitel (Seite 71) mit der Frage: „Verdient Wrede einen Ehrenplatz in der Geschichte von Mondsee?“.

Wäre es nicht ehrwürdiger den Platz Ignatia von Wrede (geb. 1837 gest. 1905) zu widmen? Die in Mondsee ansässige Fürstin war eine große Wohltäterin, die zeitlebens Spenden für Arme und Bedürftige sammelte und eine Suppenanstalt für Schulkinder stiftete.

Eine ausführliche E-Mail der Stammtischrunde wurde im Frühling 2020 an die Marktgemeinde gerichtet, mit der Bitte, die sichtbare Platzbezeichnung zu korrigieren bzw. den Platz neu zu benennen. Zwar wurde im Gemeindevorstand über das Anliegen berichtet, eine Antwort blieb bis zum heutigen Tage aber aus.

Mit all diesen Recherchen und Hinweisen ist es uns ein Anliegen dieses Thema neu anzustoßen und die Diskussion über den unwürdigen Namensgeber unseres schönen Kirchenplatzes nochmal neu zu hinterfragen.

Der Wrede-Platz ist auch Thema unserer Frage der Woche!

Veröffentlicht am 21.04.2021