Als das Mondseeland noch ein Mühlenland war...

ZELL AM MOOS/HASLAU. Es gab sie einmal – die Nutzung des Wassers als Energiequelle. Egal ob Vöckla oder Zeller Ache. Egal ob Mühle oder Säge.

Seinen kleinen Sägewerksbetrieb hat er mittlerweile aufgegeben, aber der Haslauer Franz Hupf (66) weiß, welches Juwel seine „Sag“ an der Vöckla einmal war. „Sie war ziemlich einzigartig als Säge, die bis zuletzt im Vollerwerb betrieben wurde, ohne Stromanschluss und ohne technische oder elektronische Hilfsmittel.“ Und auch das Venezianische Gatter, mit dem auch dickste Stämme geschnitten werden konnten, war eine Besonderheit.

„Holzsägemühle in der Gollau“.
Das Sägewerk mag wohl 300 Jahre oder noch älter sein. Eingetragen ins Mondseer Grundbuch wurde sie jedenfalls 1835 als „Holzsägemühle in der Gollau“. Ursprünglich hatte die Mühle zum Mühlbauerngut gehört, ehe sie der Großvater von Franz Hupf, Franz Schweighofer, einer von fünf Mühlbauern-Söhnen erhielt. 1897 legte ein Brand, bei dem ein schlafender Obdachloser (im Volksmund nannte man Obdachlose auch „Umageher“) ums Leben kam, das hölzerne Gebäude in Schutt und Asche. Mit Hilfe von Spenden konnte die Säge aber binnen zwei Jahren wieder errichtet werden. Ein Wohnhaus aus Stein wurde 1925 direkt an die Säge angebaut, ebenso ein Stall für die Tiere der kleinen Landwirtschaft.

Mehrere Standbeine.
Seinerzeit brauchten Selbständige zum Überleben oft mehrere Standbeine. Im Fall der „Mühlbauern-Säge“ waren dies die Säge, weiters die von einem Wasserrad betriebene Lohnmühle und schließlich die kleine Landwirtschaft zur Eigenversorgung. Am Ende der 1950er Jahre büßte die Lohnmühle massiv an Geschäft ein. Vor allem deshalb, weil immer mehr Bauern auf das Brotbacken verzichteten und es bequemer beim Bäcker einkauften.

Franz Hupf sen. führte das Sägewerk bis zu seinem Tod 1979.

Ruhigere Jahre für Franz und Maria.
Nach dem Tod des Vaters übernahmen Sohn Franz und seine tüchtige Gattin Maria das kleine Sägewerk. Bis zum Schließen der Säge vor einigen Jahren blieb das Ehepaar das, was es auch privat an Eigenschaften bis heute auszeichnet. Höflich, zurückhaltend, bescheiden, verlässlich und absolut korrekt.Zell am Moos 1

Übrigens: Die Säge in irgendeiner Weise der Nachwelt zu erhalten, wäre wohl ein lohnenswertes, kommunales, kulturpolitisches Projekt.

Norbert Blaichinger

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Veröffentlicht am 21.09.2020