Henker am Marktplatz Mondsee

Während wir auf das mögliche Ende des Lockdowns am 7. Dezember warten, bestieg der Handlbauer Hans auf den Tag genau am 7. Dezember 1662, also vor 358 Jahren, das Blutgerüst, um am Mondseer Marktplatz enthauptet zu werden.

Die Vorgeschichte mutet an wie eine Wiederholung des Frankenburger Würfelspiels im Kleinformat. Unter der Regentschaft Leopolds I. (1657-1705) hatten sich Bauern der Herrschaft Wildenegg (zurecht!) über die horrenden Steuern empört, was 1662 zu einer Aktion führte, um die aufmüpfigen Bauern zu züchtigen. Eine Kommission – „Blutkommission“ genannt – rückte an, begleitet von zwei Scharfrichtern, fünf Kompanien Soldaten und fünf Geschützen.

Rädelsführer verhaftet
Insgesamt 42 Rädelsführer der Bauern wurden aus ihren Höfen heraus verhaftet und nach Mondsee gebracht. Doch dann zeichnete sich kurzfristig ein Gnadenakt unter der Voraussetzung ab, dass die Bauern künftig brav und pünktlich ihre Steuern zahlen würden. Davon profitierten allerdings nicht alle der Rädelsführer. So wurde für den 7. Dezember 1662, einem trüben Tag mit dunklen Wolken am Himmel, am Marktplatz Mondsee ein öffentlicher Gerichtstag angesetzt, zu dem die Bevölkerung erscheinen musste. Der Handlbauer Hans und ein zweiter (sein Name ist nicht bekannt) mussten das Blutgerüst ersteigen und wurden von den beiden Scharfrichtern mit einem Zweihänder enthauptet. Es war nicht nur eine völlig ungerechte Strafe gegen die zwei Rädelsführer, sondern vor allem auch eine Warnung an alle anderen Bauern.
Der Lokalhistoriker Konsulent Herbert Riesner glaubt, „dass der Handlbauer jener Rädelsführer war, der sich am lautesten gegen die Unterdrückung durch die Herrschaft wehrte“.

Beinahe vergessen
Im Mondseeland sind die Ereignisse vom 7. Dezember kaum mehr präsent. Kein Wunder, 358 Jahre sind doch eine lange Zeit. Eine Stele des verstorbenen Künstlers Hans Mairhofer-Irrsee unweit des heutigen Handlbauernhofes erinnert noch an das damalige Geschehen.

Norbert Blaichinger

Veröffentlicht am 07.12.2020