Ein „Liebhaber ungerader Zahlen“ sticht erst im Frühjahr wieder in See

Ein „Liebhaber ungerader Zahlen“ sticht erst im Frühjahr wieder in See

Norbert Blaichinger (63) aus Zell am Moos, schreibender Mitarbeiter bei ML 24, hat zuletzt die Geschichte seiner Familie in Buchform vorgelegt. Mit ML 24 sprach er über diese Familienbiografie „Franz trifft Sophie“, seine weiteren Pläne und, warum er die Zahl seiner Bücher nicht zählt.

ML 24: Lieber Norbert, im Sommer ist dein jüngstes Buch erschienen. Es handelt sich um die Biografie deiner Familie. Warum dieses Buch?
Blaichinger: Es war ein absolutes Wunschprojekt von mir, aber über viele Jahre hat mir einfach die Zeit dafür gefehlt. Immer wieder kam etwas anderes dazwischen, irgendwann sagte ich dann: So, und jetzt mache ich es.

ML 24: Wie lange hast du an diesem Buch gearbeitet?
Blaichinger: Es ist schwer, das zu sagen. Immer wieder geschrieben, immer wieder weggelegt, geschrieben, wieder weggelegt. Es war schon ziemlich anstrengend und fordernd. Aber das Anliegen, eine Erinnerung an Eltern und Großeltern zu schreiben, war schon ziemlich zeitaufwändig.

ML 24: Was steht jetzt auf dem Programm?
Blaichinger: Slowenien und Urlaub. Ich habe die Arbeiten an meinem neuen Buch über den Mordfall Martina Posch abgeschlossen. Das Buch erscheint Anfang November. Sicher schreibe ich auch ein Buch über meine nächste Frachtschiffreise.

ML 24: Frachtschiffreise, wie kann man sich das vorstellen?
Blaichinger: Man fährt auf einem Frachtschiff mit, das irgendwo auf den Meeren kreuzt. Ich starte von Hamburg, und dann geht es entweder in den Osten bis Russland (St. Petersburg) oder Richtung Westen bis Marokko und Spanien. Man genießt, nimmt mit der Mannschaft die Mahlzeiten ein, redet viel, um möglichst viele Informationen aufzusaugen, genießt die Aussicht an Deck, schreibt und fotografiert. Eine Besonderheit sind natürlich die Häfen. Wenn die Schiffe gelöscht oder beladen werden, hat man ja etliche Stunden Zeit. Ich sehe das alles aber nicht als Abenteuer, sondern gehe mit einer gehörigen Portion Pragmatismus an Bord. Das soll heißen, dass ich an Bord keine Abenteuer außer Sturm und Wellen erwarte. Die Abenteuer, wenn man das so nennen will, suche ich mir in den Häfen selbst.

ML 24: Es ist ja nicht deine erste Frachtschiffreise, wie lange soll es diesmal sein?
Blaichinger: Weniger als zwei Wochen sind wohl nicht angebracht. Ich denke eher an drei Wochen. Zuletzt war ich auf einem Binnenfrachter am Rhein. Die Schönheit der Gegend am Rhein ist sehr beeindruckend, Die Fahrt auf einem Binnenfrachter ist natürlich etwas Besonderes wegen der Unmittelbarkeit des Erlebens, ganz anders als auf einem der großen Pötte.

ML 24: Wann geht es los?
Blaichinger: Das ist das ist das Problem, Die meisten Besatzungsmitglieder sind nicht geimpft, und in den Häfen der verschiedenen Länder gibt es coronabedingt unterschiedliche Regelungen. Das macht derzeit eine Frachtschiffreiser so kompliziert. Als einsamer Wolf hoffe ich, ein Schiff zu finden, wo ich allein als Passagier bin. Dann ist das Erleben noch viel intensiver.

ML 24: Noch eine letzte Frage: Warum zählst du die Zahl deiner Bücher nicht mehr?
Blaichinger: Es werden wohl rund 40 sein, wenn man alles zusammenrechnet. Zahlen sind und waren für mich nie wichtig. Es würde mir nur Stress bringen, wenn jemand sagen würde: Noch drei Bücher, dann hast du den Fünfziger erreicht. So etwas hasse ich. Und außerdem war ich in meinem Leben immer ein Liebhaber ungerader Zahlen. Symbolisch gemeint.

Norbert Blaichinger

Veröffentlicht am 27.09.2021