Interview mit Norbert Brandauer,

dem neuen Chorleiter der Basilika Mondsee. Das Interview führte Marie-Christin de Forestier.

Marie-Christin de Forestier: Deinem Lebenslauf entnehme ich, dass du bereits sehr viel berufliche Erfahrung in verschiedenen musikalischen Sparten hast. Ich meine, als „roten Faden“ die Freude an der Arbeit mit der Jugend zu erkennen?

Norbert Brandauer Chorleiter Mondsee

Norbert Brandauer: Schon als Jugendlicher wollte ich später im Beruf „etwas mit Musik machen“, das von der Musik „Betroffensein“ hat mich berührt. Bald war mir klar, Musik vermitteln zu wollen. Der Jugendschwerpunkt ergab sich während des Studiums

der Schulmusik am Salzburger „Mozarteum“. Ich halte es gerne mit Leonard Bernstein: „Nichts kann zum Verständnis von Musik mehr beitragen, als sich hinzusetzen und selbst Musik zu machen.“ Die Herausforderung bei der Arbeit mit der Jugend ist die Unmittelbarkeit der Reaktion, die Offenheit.

Marie-Christin de Forestier: Der Kirchenchor in Mondsee ist nicht wirklich „jugendlich“.
Welchen Reiz hat diese Aufgabe?
Norbert Brandauer:
Der Chor besteht aus ca. 20 Leuten, viele sind nicht mehr ganz jung, aber doch in ihrer Einstellung jung geblieben, es kommen ständig Interessenten dazu, auch jüngere.

Zwei Schüler singen auch schon mit. So werden wir z. B. am 5. September zusammen mit der Landesmusikschule Mondsee den Abendgottesdienst gestalten.

Ein neuer Chorleiter ist immer eine Umstellung für den Chor. Viel Diplomatie ist angesagt, man möchte niemanden verletzen. Ganz wichtig ist am Anfang die Vertrauensbildung.

Marie-Christin de Forestier: Wie sehen die Proben in Zeiten der Corona-Krise aus?
Norbert Brandauer: Normalerweise probt der Kirchenchor im Proberaum im Turm der Basilika, jetzt hingegen im Pfarrsaal, wo der Sicherheitsabstand gewahrt werden kann. Die Proben finden jeweils Dienstag, 19.45 bis ca. 21.30 statt. Übrigens gibt es ein Angebot zur Stimmbildung vor jeder Probe.

Marie-Christin de Forestier: Am 15. August - zum Hochfest Mariä Himmelfahrt - wird im Rahmen des 10.00-Gottesdienstes Mozarts „Krönungsmesse“ zu hören sein. Ist es auch hier kein Problem, den Ein-Meter-Abstand einzuhalten?
Norbert Brandauer:
Der Kirchenchor mit Unterstützung der Kantorei St. Michael ist klein gehalten, wir können den Abstand wahren.

IMG 20200724 145937Marie-Christin de Forestier: Was ist dein persönliches „Credo“ in der Musik: Perfektion? Freude? Motivation? Und, bleibt bei deiner neuen Aufgabe Zeit für Hobbys?
Norbert Brandauer: Die Musik ermöglicht es uns, mit unserem inneren Kern in Verbindung zu kommen. Das versuche ich den Sängern zu vermitteln und wenn es gelingt, wird der Funke auf das Publikum überspringen. Die hohe musikalische Qualität ist wichtig, aber das Menschliche muss immer seinen Platz haben. Begeistert begeisternd, berührt berührend, soll die Motivation sein. Und Zeit für Hobbys nehme ich mir: für Radfahren, Berge, Natur, Kochen, Literatur, Reisen und einfach Genießen.

Marie-Christin de Forestier: Fühlst du dich in Mondsee wohl? Ist dir hier schon etwas „passiert“?
Norbert Brandauer: „Passiert“ ist mir schon zweimal, dass ich in der Basilika den Alarm ausgelöst habe und keine Ahnung hatte, wo und wie er abzustellen ist.

In Mondsee bin ich überaus nett und zuvorkommend begrüßt und aufgenommen worden. Die schöne Verbindung von Landschaft, Seen, Bergen und die Vielfalt der Menschen, machen es mir leicht, mich hier wohlzufühlen und die Arbeit in der Pfarre mit Freude auszuüben.

Veröffentlicht am 11.08.2020