
Zukunft Postbus Shuttle
Nachbericht Green Makes Stammtisch ‚Zukunft Postbus Shuttle‘
Was für ein interessanter Abend das wieder einmal war! Viele neue Gesichter waren bei unserem letzten Stammtisch dabei und man merkte bereits nach kurzer Zeit, dass dieses Thema verschiedenste Menschen auf einer ganz persönlichen Ebene berührt.
Aber um was geht bzw. ging es eigentlich genau?
Die Finanzierung des Postbus Shuttles Mondseeland erfolgte über Gelder aus den Gemeinden und dem Tourismusverband Mondsee-Irrsee sowie einer Förderung des Landes OÖ für 3 Jahre. Diese 3 Jahre wären im Sommer ausgelaufen und die weitere Finanzierung darüber hinaus war noch nicht geklärt. Um den Betrieb bis Ende des Jahres zu gewährleisten, wurden die Betriebszeiten eingeschränkt, um Kosten zu sparen. Wie es nach diesem Jahr weiter geht ist noch nicht ganz geklärt. Für die stabile Finanzierung über längere Zeit würde die Region eine höhere finanzielle Unterstützung vom Land Oberösterreich und des OÖVV benötigen. Die OÖ Gemeinden stehen vor immer größeren finanziellen Herausforderungen und der Betrieb eines Mikro-ÖV-Systems fällt unter „freiwillige Ausgaben“ von Gemeinden.
Wir wollten bei unserem Stammtisch herausfinden, wie wir uns für eine Weiterführung einsetzen können und warum das überhaupt eine Sache ist, für die es sich lohnt zu kämpfen.
Unsere Stammtischbesucher*innen setzten sich aus sehr verschiedenen Menschen zusammen und zeigten schon alleine dadurch, dass das Postbus Shuttle für eine breite Bevölkerungsschicht wichtig ist.
Also lasst uns ein paar der Stammtischbesucher*innen vorstellen:
Waltraud P. erzählte uns, dass sie als alleinerziehende Mutter mit Schüler:innen in der HTL Salzburg das Postbus Shuttle mittlerweile als unentbehrlich ansieht. Die viel beschworene ‚letzte Meile‘ vom Busbahnhof in Mondsee nach Hause in die Oberwang bewältigen die Jugendlichen schon seit einiger Zeit mit dem Postbus Shuttle. Bereits die seit kurzem eingeführten verkürzten Betriebszeiten des Shuttles erschweren den Alltag, da die Schüler:innen oft erst spät in Mondsee ankommen. -> zu den verkürzten Betriebszeiten im unteren Teil mehr.
Ute S. ist als Pensionistin viel unterwegs und engagiert sich in verschiedenen Bereichen. Sie besitzt kein Auto und erledigt viele Wege mit dem Postbus Shuttle. Für sie ist besonders die Verlässlichkeit wichtig und die ungewisse Zukunft bzw. Fortführung dieses Mobilitätsangebotes verunsicherte sie sehr, weshalb sie auch unseren Stammtisch besuchte.
Beim Stammtisch lernten wir auch Horst kennen. Nach einer belebten Vergangenheit als Obdachloser fand er sein Zuhause an einem Campingplatz am Irrsee. Sein Wohnwagen ist Wohnsitz und Anker zugleich. Aufgrund schwerer Krankheit und einer Gehbehinderung ist er auf das Postbus Shuttle angewiesen – für wichtige Erledigungen, aber auch um seinem sozialen Engagement in der Obdachlosenberatung in Salzburg nachzugehen.
Anfangsschwierigkeiten und Gerüchte
Zu einem ehrlichen und konstruktiven Austausch gehört es natürlich auch anzusprechen, was bisher nicht so gut gelaufen ist. Probleme mit der App aus Anfangszeiten haben sich z.B. hartnäckig in den Köpfen verankert. Auch von zu hohen Kosten ist da teils die Rede. Beim Stammtisch konnten wir verschiedene Aussagen nicht verifizieren oder seriös entkräften, daher wird Steffi an dieser Stelle den Gerüchten ein paar Fakten gegenüberstellen:
Gerücht:
Das Postbus Shuttle kommt nicht verlässlich.
Fakt ist ...
In einem Großteil der Fälle ist das Shuttle sehr verlässlich. Immerhin werden mehr als 600 Personen pro Monat und schon fast 20.000 seit Betriebsstart erfolgreich befördert. Die vereinzelten „negativen“ Fälle erzählen sich natürlich viel mehr herum und halten sich sehr hartnäckig.
Gerücht:
Es gibt keine Telefonnummer, die man anrufen kann.
Fakt ist ...
Doch, gibt es natürlich. Von Mo – Fr zwischen 08:30 – 12 Uhr bei einer allgemeinen Nummer (+43 664 92 71 464) und zusätzlich bei den Shuttle Interface-Partnern. Steht im Folder, auf der Homepage und überall, wo was zum PBS steht.
Gerücht:
Für jede Fahrt zahlen die Gemeinden 30 € oder mehr.
Fakt ist – es ist kompliziert ;-)
Das kommt hin, doch diese Zahl ist irreführend – denn das Shuttle ist nicht einfach nur ein Transportmittel, sondern Teil eines sozialen Inklusionsprojekts. Es steht allen Einwohner*innen ganzjährig zur Verfügung, was sehr hohe Kosten verursacht – wie bei anderen öffentlichen Verkehrssystemen auch. Rechnet man die jährlichen Gesamtkosten auf alle Gemeindebürger:innen um, dann sind es gerade einmal etwa 4 Cent pro Person und Tag, die nötig sind, um eine vollumfängliche Lösung für die Abdeckung der „letzten Meile“ bereitzustellen.
Ziel ist ein ganzheitliches, alltagstaugliches Mobilitätsangebot für jede(n) Einwohner:in und jeden Gast im Mondseeland – und nicht die Bewertung einzelner Fahrten isoliert. Dabei punktet das System durch seine Zuverlässigkeit und ständige Verfügbarkeit, wodurch es für Kund:innen eine sinnvolle und leistbare Alternative zum eigenen Pkw darstellt.
Zusätzlich ist das Postbus Shuttle Teil des öffentlichen Verkehrs und integriert bestehende Zeitkarten sowie das KlimaTicket. Dadurch profitieren Nutzer:innen von besonders günstigen Fahrpreisen, was sich wiederum positiv auf die durchschnittlichen Kosten pro Fahrt auswirkt.
Gerücht:
Die Gemeinden unterstützen das Postbus Shuttle nicht mehr.
Fakt ist ...
Tun sie noch bis Ende des Jahres. Sie finanzieren den Betrieb fast vollständig allein.
Ab 2026 ist es schwieriger, weil sie es sich teils nicht mehr leisten können. Härteausgleichsgemeinden dürfen gar nichts dazu beisteuern, weil es unter freiwillige Ausgaben fällt. Oberhofen ist das schon und weitere Mondseelandgemeinden drohen auch, in den Härteausgleich zu rutschen.
Gerücht:
Die Betriebszeiten sind dauerhaft eingeschränkt.
Fakt ist ...
Der Tourismusverband wird voraussichtlich den Betrieb von Mai – Oktober durch zusätzliche finanzielle Mittel wieder ausdehnen. Das werden wir natürlich noch offiziell kommunizieren!
Die letzte Meile ...
In den vielen Gesprächen kristallisierte sich bald heraus: Vor allem zur Überwindung der ‚letzten Meile‘, von den Öffis bis zum Zuhause, ist das Postbus Shuttle ein wichtiger Baustein. Wenn diese nicht überwunden werden kann, ist auch die sehr gute Busanbindung vom Busbahnhof Mondsee weg für viele Menschen nicht mehr nutzbar.
Gelebter Zusammenhalt
Als Bewohner*in des Mondseelandes können wir mit dem Postbus Shuttle ein Mobilitätsangebot unterstützen, von dem alle profitieren – die Einen mehr, die anderen weniger. Aber lasst uns doch diejenigen, die darauf angewiesen sind, nicht im Regen stehen! Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wollen wir im schlimmsten Fall, das Schüler*innen bei Nacht und Regen am Mondseer Busbahnhof stehen und nicht wissen, wie sie heimkommen sollen? Das Mondseeland ist groß, da können wir durchaus auch soziale Größe zeigen!
Viele Ideen warten auf die Umsetzung
Als klar wurde, dass es viele Gründe gibt, warum es sich lohnt, sich für die Weiterfinanzierung des Postbus Shuttles in den nächsten Jahren einzusetzen, überlegten wir gemeinsam, welche Hebel wir als Bewohner*innen des Mondseelandes dabei in Bewegung setzen können. Es entstanden wirklich tolle Ideen und man spürte förmlich den Drang, aktiv zu werden. Steffi, Christina und ich werden in den nächsten Tagen und Wochen diese Ideen aufarbeiten und euch in einem separaten Blogbeitrag und auf Social Media informieren, wie es weiter geht – und das tut es bestimmt!
Du möchtest zum Thema Postbus Shuttle noch etwas loswerden, oder hast noch eine Frage, die dir auf der Zunge brennt? Dann hinterlass uns doch gerne einen Kommentar und wir werden dir sobald als möglich darauf antworten.
Quelle: KEM Mondsee + Green Makes