Ein Frauenschuh tritt auf die Pedale

Ein Frauenschuh tritt auf die Pedale

Es geht weiter mit unserer wunderbaren Sammlung an alten Zeitungen aus den 1960er-Jahren.

Das Mondseeland vor 55 Jahren!
Was war damals los? Welche Schlagzeilen gab es damals? Was war damals aktuell?

Heute geht es um Friedrich Frauenschuh, der einerseits die familiäre Leidenschaft für's Brot und diverse andere Backprodukte pflegte, aber genauso gerne in die Pedale trat! Wie erfolgreich Fritz' sportliche Karriere trotz seiner beruflichen Laufbahn verlief, konnte man im Juli 1966 in der Welser Zeitung (Ausgabe 28) lesen.


Vollblutsportler ist der im Familienbetrieb arbeitende Bäcker Friedrich Frauenschuh (25). 
Als C-Fahrer des Radrennklubs „Union Schartner Bombe“ hat er sich in zäher Arbeit bereits einen guten Ruf verschafft.fritz frauenschuh

Wer mit Frauenschuh spricht, merkt sofort, dass hinter diesem bescheidenen jungen Mann ein an sich hart arbeitender Mensch steckt. Unser jetzt die dritte Saison fahrender „Miniatur-Coppi“ war schon immer Radsportanhänger und unternahm seit seinem 13. Lebensjahr größere Radfahrten. Mit großem Interesse verschlang er in Zeitungsberichten Reportagen über diesen schönen Sport.
1962 zog es ihn dann mit dem Roller zur Bergmeisterschaft am Gaisberg (Salzburg) und seither stand er mit dem mehrfachen Bergmeister Praschberger in brieflichem Kontakt. 1963 ging es mit dem Motorroller zum Großglockner, weil er bei der Österreich-Rundfahrt dabei sein wollte.

Das Kräftemessen auf Rädern beeindruckte den Mondseer stark und so fuhr er im Herbst 1963 bei der Salzburg-Fahrt der Pedalritter mit dem Roller gleichsam als Begleitfahrzeug die gesamte Strecke hinter dem Rennen nach. Salzburger Rennklubs liegen gewiss näher für den Salzkammergutler ,aber die Zahl dieser Rennen liegt weit unter der, die in Oberösterreich gestartet werden.

So kam Frauenschuh über die Landesleitung der Union im Frühjahr 1964 zu einem oberösterreichischen Radklub. Vom bekannten Eferdinger Ludwig Kretz erhielt er das erste Rennrad und im ersten Rennen, beim Kirschblütenrennen in Wels (1964), wurde der Mondseer als Nachwuchsfahrer (D-Fahrer) immerhin neunzehnter in seiner Klasse.

„Im ersten Jahr erging es mir noch recht schlecht“, berichtet Frauenschuh, „denn gerade im Sommer gibt es bei unserem Gewerbe die stärkste Arbeit. Da musste ich häufig mit dem Training aussetzen, obwohl ein Rennen zu fahren war.“ Im darauffolgenden Jahr schlug für Fritz bereits die große Stunde: 1965 hieß der Sieger des Kirschblütenrennens bei den D-Fahrern Friedrich Frauenschuh!

Wieviel trainiert eigentlich ein guter Radsportler? Frauenschuh radelt im allgemeinen täglich. Mittwochs fährt er die größere, über 80km führende Runde: Thalgau - Russenstraße - Salzburg (mit Gaisberg) - St. Gilgen - Mondsee. Die tägliche kleine Runde führt über Thalgau - Russenstraße - Hof - Fuchs - St. Gilgen - Mondsee. Also rund 50km. Montags fährt er „spazieren“ und weil im Geschäft jetzt wieder genug Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, steht für das Training mehr Zeit zur Verfügung.

Wenn auch der Bäcker trotz seiner durch den Beruf aufgezwungenen ungünstigen Startmöglichkeiten so große Erfolge erzielte, will er sich keinesfalls auf dem errungenen Lorbeer ausruhen. Zu ihm würden auch sehr gute Ränge bei Querfeldeinfahrten zählen (Ranshofen 1966: 2. Rang hinter dem österreichischen Querfeldeinmeister).

Niemand würde denken, dass ein besessener Sportler wie Frauenschuh Briefmarken sammelt. Turnen und Schisport werden betrieben, sobald die runden Räder nicht rollen. Unser C-Fahrer weiß, dass er seine erkämpften Erfolge nicht zum geringen Teil einem Menschen verdankt, der ihm sehr viel bedeutet: dem Sektionsleiter seines Klubs, Gottfried Wiesinger (Union Schartner Bombe).

R.H.


Hier die Übersicht aller "Vor 55 Jahren im Mondseeland"-Beiträge:

Veröffentlicht am 09.08.2021