Leserbriefe und Anwaltsschreiben, und was diese gemeinsam haben.

Leserbriefe und Anwaltsschreiben, und was diese gemeinsam haben.

Leserbriefe und Anwaltsschreiben, und was diese gemeinsam haben.
Ein Neujahrs-Schreiben aus der ML24-Redaktion

Wie immer nehmen wir die Zeit zwischen Weihnachten und dem 1. Jänner zum Anlass, das Jahr Revue passieren zu lassen – um zu schauen, was dieses Jahr geprägt hat. In dieser Zeit läuft auch immer unsere große Jahresumfrage, weil es uns interessiert, wie es den Menschen in dieser Region mit der jeweiligen Situation geht.

Gerade seit dem Jänner 2020, wo wir noch komplett ahnungslos, was uns die nächsten 2 Jahre erwarten würde, voller Elan mit unserem Messestand bei der HGM netzwerkten, sind diese „Retroperspektiven“ – spannender als die Jahre zuvor – das muss man sagen.

Wir würden mal sagen, wir haben dieses schwierige Jahr 2021 summa summarum gut überstanden.

In dem Jahr 2022 ist uns etwas besonders aufgefallen. Etwas, das auch immer wieder zu hitzigen Diskussionen bei unserem wöchentlichem Jour Fix führte. Etwas, bei dem wir uns beide, ich spreche von Matthias Jandl, und mir, Sonja Leitner – welche wir hinter ML24.at stehen – rein fachlich und auch rechtlich nicht wirklich immer sicher waren.

Aber zurück zum Anfang. ML24 ist vor mehr als 10 Jahren angetreten, um in dieser Region, dem Mondseeland, abseits von den großen Playern wie Facebook / Google / YouTube und Co. eine Plattform mit einer guten regionalen Reichweite aufzubauen. Das mag jetzt vermessen klingen, denn wer sind wir schon – uns mit diesen Millionen schweren Unternehmen zu messen. Stimmt, es ist natürlich ein Goliath und David Vergleich. Das ist uns bewusst – aber dennoch – und das wird uns die (digitale) Zukunft noch zeigen, wie wichtig das werden wird, haben wir es geschafft, eine winzig-kleine Nische im unendlichen Internet-Universum sicher und stabil zu besetzen.

Mit lokalen Geschichten, regionalen Unternehmen und Wirtschaftstreibenden, mit vielen Usern und Lesern. Weder Matthias noch ich mussten je davon unseren Lebensunterhalt bestreiten – ML24 ist querfinanziert durch unsere beiden Selbstständigkeit. Und, Ml24 ist nur durch unglaublich vieeeeele Stunden unbezahlter Arbeit und viel Privatem, unserem Investment erst dazu geworden, was es heute ist.

Natürlich helfen auch die Jahresbeiträge unserer treuen Kunden, diese trugen und tragen ebenso zur Entwicklung dieser Plattform bei. Was es uns auch ermöglicht viele Dienste und Angebote, Vereinen und sozialen Projekten, oder auch Unternehmen, bei denen es gerade nicht so läuft pro Bono zur Verfügung zu stellen. Dafür möchten wir Danke sagen. Wir versuchen immer etwas mehr zurückzugeben – als wir bekommen. Uns trägt von Anbeginn der Gedanke, dass wir, wir alle gemeinsam miteinander viel mehr erreichen können als gegeneinander. Unser Credo lautet: Kooperation anstatt Konkurrenz.

Das und die mittlerweile wirklich große Reichweite unserer Kanäle hat uns natürlich auch zu einem Sprachrohr für die Menschen, die hier leben gemacht. Gerade, wen einen die Politik nicht mehr hören will, kann oder mag – fühlt man sich ohnmächtig. Und es scheint immer wieder praktizierte Praxis zu sein, Themen einfach „auszusitzen“ – und der längere Atem ist meist nicht beim kleinen Bürger – so wollen wir es mal sagen.

Mit ML24 haben sich diese Kräfte etwas gewandelt. Mit der Veröffentlichung eines Leserbriefes auf dem Portal kann Mann / Frau sich ziemlich sicher sein – in der Region gehört, respektive gelesen zu werden. Wir sind keine Fans von „Bad News are good News“ – keineswegs, wir betrachten Leserbriefe oder Gastbeiträge eher als Bestätigung unserer Arbeit des letzten Jahrzehntes. Wir sind in der Wahrnehmung der Menschen des Mondseelandes angekommen. Das ist ein schöner Lohn.

Größtenteils, sonst wäre es ja kein solcher, haben diese Leserbriefe einen sensiblen Inhalt, überwiegend – geht es um eine Kombination zwischen der Bauwirtschaft und der örtlichen Politik.* Und meist – und nun kehren wir zur Überschrift zurück – erreicht uns kurz, um nicht zu sagen unmittelbar nach Veröffentlichung eines solchen Leserbriefes, oder auch öffentlich gestellter Fragen ein Anruf der örtlichen Politik, oder des nahen Umfeldes mit dem Hinweis, oder besser der Aufforderung wir mögen diesen und jenen Beitrag doch unverzüglich wieder entfernen und offline nehmen, weil inhaltliche Fehler und / oder falsche Behauptungen vorlägen, und diese zu einem Rechtsstreit, der sich natürlich gegen uns als veröffentlichendes Medium richten würde, führen könne.

Wie Message-Control funktioniert weiß mittlerweile in Österreich ein jeder, der sich auch nur ein wenig für Politik und das gesellschaftliche Leben interessiert. Man kann uns zwar nicht mit dem Entzug von Inseratengeldern** drohen, aber natürlich sind für uns Anwaltsschreiben, in denen wir mit den unterschiedlichsten Vorwürfen von Rufschädigung bis hin zur Unterlassung oder Schadenersatz bedroht werden, nicht angenehm. Es entstehen uns Kosten, wir müssen nun ja auch unseren Rechtsbeistand zurate ziehen, und ein nicht zu unterschätzender Arbeitsaufwand.

Natürlich achten wir beim Veröffentlichen eines Textes sorgfältig und akribisch darauf, ob dieser auch den guten Sitten entspricht. Aber solange der Inhalt, unserer Meinung nach vom Art. 10 EMRK (Freiheit auf Meinungsäußerung) gedeckt ist, wird ein Leserbrief oder ein Gastbeitrag bei uns veröffentlicht. Jetzt und auch weiterhin. Und, nein, wir lassen nicht jedes Schreiben von einem Anwalt prüfen, auch dieses nicht. Denn wir sind wie oben erwähnt nicht Goliath, sondern David – und wir haben Besseres zu tun, und was noch viel wichtiger ist – wir haben stets gute Absichten.

Aber was ist das für ein Umgang geworden? Das fragen wir uns schon. Den Boten zu erschießen, oder mundtot zu machen scheint für manche immer noch eine probatere Lösung für ein Problem zu sein, als ein persönliches Gespräch zu suchen, oder mittels unserer Kommentarfunktion seine Meinung – allen, den Lesern und dem Verfasser des Schreibens mitzuteilen. Das wäre doch mal eine transparente Kommunikation auf Augenhöhe, so wie sich das jeder wünschen würde und auch verdient hätte.

Unser Wunsch für das neue – das nächste Jahr wäre also: ein gedeihliches Miteinander. Ein Erkennen, dass wir alle denselben Fleck Erde bewohnen – und uns alle ein gutes Leben darauf auch für Kinder und Kindeskinder wünschen. Ein Handeln, das diesem Wunsch entspricht. Dafür ist nicht nur die Politik verantwortlich – sondern auch ein jeder einzelne von uns kann dazu beitragen. Die Fähigkeit, Fehler einzugestehen und gemeinsam daraus zu lernen. Die perfekte aller Welten wird es wohl nie geben – aber es gilt diese anzustreben.

Auch ist uns bewusst, dass die Arbeit der Politiker*innen, die viel Zeiteinsatz erfordert, durch die sozialen Medien, und Plattformen wie ML24, die es ermöglicht, dass auch „Hinz und Kunz“ mitreden können, viel schwieriger und komplexer geworden ist. Aber wir glauben auch, dass dies eine große Chance für ein neues Miteinander darstellt. 2023 wäre ein gutes Jahr damit zu beginnen und weiterzumachen. In diesem Sinne – euch allen einen guten Start in ein gesundes, glückliches neues Jahr.

* Natürlich gibt es auch andere Themen
** Wir erhalten keine Presseförderung der Republik ;)

Veröffentlicht am 02.01.2023