Stressverarbeitung nach besonderen Einsätzen

Stressverarbeitung nach besonderen Einsätzen

Seit 52 Jahren ist Alois Gaderer Mitglied der Feuerwehr. Jetzt macht er für sie Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen (SvE).

Der 16. Juli 2021 bringt wohl einen der besonders belastenden Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr Oberhofen. Um 13.04 Uhr ist Alarmierung. Ein Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 154, so die Meldung. Sechs Mann und eine Frau (Bürgermeisterin Elisabeth Höllwarth-Kaiser, die auch Feuerwehrfrau ist) rücken blitzartig aus und sind bereits neun Minuten später an der Unfallstelle. Dort bietet sich ein unvorstellbares Bild des Grauens. Ein Motorradfahrer war direkt gegen einen abbiegenden Kastenwagen geprallt. Er und die am Sozius sitzende Gattin sterben noch an der Unfallstelle.

Für derart belastende Einsätze baut man für die Frauen und Männer der Wehren ein System der Nachbetreuung mit Peers (SvE) auf. Im Mondseeland (und darüber hinaus) kann dazu der ausgebildete Lebens- und Sozialberater Alois Gaderer (Ederbauer) angefordert werden.

Reden lassen ist entscheidend.
Gaderer bringt die fachliche Kompetenz für die Nachbetreuung von Kameraden nach sehr belastenden Einsätzen mit. Was bei solchen Nachbesprechungen zum Vorschein kommt, will und darf Gaderer nicht sagen. Er unterliegt der Schweigepflicht. „Jeder darf seine persönliche Situation bei Alarmierung, Einsatz und beim Einsatzort erlebt hat, erzählen, und natürlich auch, was er getan hat, um das Geschehen zu verarbeiten.“ Und dann sei es wichtig, zu beobachten, ob bei dem jeweiligen Kameraden noch etwas steckt. Gaderer ist kraft neuer Funktion auch Mitglied des Feuerwehr-Abschnittkommandos Mondsee. „Für mich ist es eine neue herausfordernde Arbeit, den Kamerad(en)innen im Bedarfsfall in der Nachbetreuung zu helfen und ihnen zur Seite zu stehen“, sagt er.

Norbert Blaichinger

Veröffentlicht am 30.07.2021