Eine Kindheit am Irrsee

Die Irrseegegend empfanden Einheimische und Gäste als etwas Besonderes, gleich ob Sommer oder Winter. Konsulent Meinrad Mayrhofer, ältester aus der Zell am Mooser Künstlerfamilie Mairhofer-Irrsee stammender Sohn und Holzkünstler von internationalem Rang, erinnert sich an seine „Kindheit am Irrsee“.

„Die Winter meiner Kindheit waren noch ‚richtige‘ Winter mit viel Schnee. Irrsee2An vielen Tagen war es auch sehr kalt. War ein Tag aber erträglich, dann waren meine Schwester Monika, mein Bruder Koloman und ich schon draußen“, erinnert sich Meinrad Mayrhofer. Dann wurde ein Schneeburg gebaut oder die Rodel hervorgeholt, und das Schifahren war eine besondere Herausforderung. Einen Schilift gab es weit und breit nicht, deshalb musste immer vor dem Vergnügen eine Bahn ausgetreten werden.

Ein besonderes Vergnügen zeigte sich auch, wenn der Irrsee zugefroren war, denn das war er in den 1960er und 1970er Jahren beinahe in jedem Winter so. „Wir bepackten unsere Schlitten mit Schlittschuhen, Eishockeyschlägern und Eisstöcken“, erinnert sich Mayrhofer. Und wenn das Eis richtig dick war, gingen an schönen Tagen Tausende Menschen aufs Eis.
„Seefahrer“ sein – ein kurzes Vergnügen.

Das Basteln mit Holz war insbesondere den beiden Brüdern Meinrad und Koloman in die Wiege gelegt worden. Mit ein paar Rundhölzern, die ihnen der Onkel geschenkt hatte, bauten sie ein kleines Floß, setzten ein Segel darauf und fuhren damit „zur See“. Nicht lange allerdings, denn Seebesitzer sahen sich dadurch gestört und begehrten Unterlassung.

Eine besondere Erinnerung von Meinrad Mayrhofer betrifft auch das Basteln von Flugzeugmodellen (Hangsegler), die bis zu zwei Meter Flügelspannweite hatten und tatsächlich flugtüchtig waren. Gestartet wurde auf einem damals noch unverbauten Hang Richtung See. Im Herbst, wenn die Winde stärker wehten, ließ man hingegen Drachen steigen.

„Die Erinnerung taucht alles in ein freundliches Herbstlicht“, so der heute in Pram lebende wichtige Kulturträger. Aber jede Kindheit geht zu Ende. Und längst sind die nächsten Generationen von Irrseekindern angetreten, um sich „den schönsten Platz der Erde“ (Mayrhofer) zu eigen zu machen.

Norbert Blaichinger


Die Geschichte stammt aus dem neuesten Buch von Norbert Blaichinger "Zell am Moos 6".

Veröffentlicht am 25.04.2022