Die Schiene als Falle

OBERHOFEN. Immer wieder kam und kommt es durch Fahrlässigkeit oder auch beabsichtigt zum Tod auf den Schienen. Was viele Menschen nicht mehr wissen: Auch den Vater der Schauspielerin Elfriede Ott erwischte es seinerzeit im Bereich der Haltestelle Oberhofen-Zell am Moos.

Es war der 1. August 1860, als die Strecke von Frankenmarkt nach Salzburg der ehemaligen Kaiserin Elisabeth-Bahn (heute Westbahnstrecke) eröffnet wurde. Zuerst eingleisig, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts der zweigleisige Ausbau realisiert. Und heute werden bereits weitere Maßnahmen diskutiert. Schiene bedeutet Mobilität, Frequenz kann aber auch den Tod bedeuten. So wie für den 31jährigen Landarbeiter Josef S. aus Zell am Moos. Er benützte an einem Sonntag des Jahres 1952 mit seinem Fahrrad den Gleiskörper in Richtung Salzburg. Dabei wurde er von einem Eilzug erfasst und 50 Meter mitgerissen. Mit einer Schädelzertrümmerung und abgetrennten Beinen blieb er damals zwischen den Schienen tot liegen.

Tragisch. Der Unglücksfall Ott.
Elfriede Ott, unlängst in hohem Alter verstorbene österreichische Schauspielerin, wurde 1925 in Wien geboren. Ihr Vater war Uhrmachermeister und führte ein Geschäft im ersten Wiener Gemeindebezirk. Ein älterer Bruder von Elfriede musste im 2. Weltkrieg sein Leben lassen. Der Vater kam wie gesagt wenig später bei der Haltestelle Oberhofen-Zell am Moos ums Leben. In ihrem Buch „Phantasie in Ö-Dur (Wien 1975, S. 76) schreibt „die Ott“ rückblickend: „Ich bin am Leben, weil mein Vater nicht mehr lebt. Bei einer Fahrt in den Urlaub sind wir bei der Station Oberhofen-Zell am Moos auf der verkehrten Seite des Zuges ausgestiegen, ich bin gefallen, der D-Zug Wien-Salzburg ist gekommen, mein Vater hat mich von den Schienen gerissen, und es war aus. Ich bin mit meiner Mutter mit dem nächsten Zug nach Hause gefahren.“

Güterzug entgleist, Wartehäuschen zertrümmert.
Zugungluck ausschnittRund 40 Millionen Schilling Schaden war die Bilanz der Entgleisung eines Güterzuges, der am 10. September 1986 gegen 4.45 Uhr im Bereich der Haltestelle Oberhofen-Zell am Moos verunglückte und unter anderem das Wartehäuschen zertrümmerte. Zwar gab es keine Verletzten, aber die 32 Waggons sprangen fast alle aus den Schienen und kippten um. Die Freiwillige Feuerwehr Oberhofen war zwei Tage lang im Einsatz, um die Unglücksstelle zu räumen. Zum Einsatz kamen auch ein Bergepanzer des Österreichischen Bundesheeres und ein Hebekran aus Wels.
zell am moos 3Natürlich könnte man auch auf tragische Ereignisse der jüngeren Vergangenheit eingehen. Mit Rücksicht auf Angehörige ist hier aber Zurückhaltung angebracht.

Norbert Blaichinger

Diese Geschichte stammt aus dem Buch von Norbert Blaichinger „Zell am Moos 3“ (Innsalz 2018), erhältlich bei Trafik Schwaighofer (Mondsee), Trafik Lettner, Postpartner Angelika Eppel (beide Zell am Moos), beim Verlag Aumayer (Munderfing), im Buchhandel und bei Amazon.

Veröffentlicht am 09.09.2020