Eine juristische Ära in Mondsee geht zu Ende
Mit dem Jahr 2024 ging in Mondsee eine juristische Ära zu Ende. Am 31.12.24 verabschiedete sich Dr. Gerhard Zenz, der 42 Jahren als selbstständiger Rechtsanwalt in Mondsee tätig war, in die wohlverdiente Pension. Umso mehr freute es uns (ML24) ihn und seinen Sohn Mag. Bernhard Zenz, der die Kanzlei seines Vaters mitsamt KlientInnen und Mitarbeiterin übernimmt, zum "Abschiedsinterview" zu treffen.
Dabei erinnert sich Dr. Gerhard Zenz noch ganz genau an seinen Start in der Mondseeer Marktgemeinde: "Ich war damals in einer ehemaligen und viel zu großen Arztpraxis eingemietet, hab' mein Schild vorne an die Tür geschraubt und auf die ersten KlientInnen gewartet." In Mondsee gab es zu dieser Zeit noch das Bezirksgericht, mit einem Anwalt und einem Notar. Letzterer freute sich vermeintlich über die Verstärkung auf der juristischen Bühne, da somit der Notar nicht mehr so oft vor Gericht zur Vertretung von Parteien erscheinen musste.
Der Beginn war jedoch alles andere als einfach. „Ich habe hier niemanden gekannt,“ erinnert sich Dr. Zenz. Aber schon damals war er gewieft genug, das Telefon 3x läuten zu lassen, bevor er abhob. "Die Leute sollten ja denken, ich hätte gut zu tun", erzählt er mit einem schelmischen Grinsen.
Im Laufe seiner 42-jährigen Karriere erarbeitete sich Dr. Zenz einen Ruf als bodenständiger und realistischer Rechtsanwalt. „Ich verspreche keine Wunder und sehe der Realität ins Auge. Wenn es notwendig ist, einen Kompromiss zu schließen, empfehle ich das – immer zum Wohle meines Klienten. Aber wenn es eine klare Sache ist, gibt es keinen Grund, nachzugeben.“ Diese Haltung, kombiniert mit einem breiten Wissen, machte ihn zu einem „Landadvokaten“ im besten Sinne.
Anders als in Großstädten spielt bei juristischen Fällen am Land alles mit. "Es ist wie bei einem Hausarzt – man ist für alles zuständig", berichtet Sohn Bernhard. Die Fälle seines Vaters deckten ein ganz weites juristisches Spektrum ab: Von Scheidungen über Erbrecht bis hin zu Unternehmensübergaben und vielem mehr war alles dabei. Ein besonderes Highlight seiner Karriere war ein Bauprozess, der 13 Jahre dauerte: „Es war ein mühsames Verfahren, mit allen möglichen Problemen: Gewährleistungsansprüche, wirtschaftliche Verluste, ... . Schlussendlich wurde es nicht durch ein Urteil beendet, sondern durch einen im Einvernehmen erarbeiteten Kompromiss, um allen Beteiligten ein glimpfliches Ende zu ermöglichen."
Neben seiner fachlichen Kompetenz schätzten KlientInnen und KollegInnen sicherlich Dr. Gerhard Zenz' Menschlichkeit. „Ich bin und war immer ehrlich und direkt, auch wenn das bedeutete, Fälle abzulehnen." Sein Ratschlag: "Man muss seine KlientInnen mögen – ohne Sympathie wird es schwierig, jemanden gut zu vertreten. Und man muss akzeptieren, dass man nicht immer gewinnen kann. Misserfolge gehören dazu, denn auch ich habe im Laufe meiner Karriere gelernt, dass Recht haben und Recht bekommen oft zwei Paar Schuhe sind.“
Exakt 42 Jahre nachdem sein Vater als Rechtsanwalt inMondsee am 1. März 1982 gestartet war, begann auch für Mag. Bernhard Zenz am 1. März (2024) seine Karriere als Rechtsanwalt. Die Übernahme der Kanzlei empfindet Bernhard als großen Vertrauensvorschuss und freut sich darauf, die neuen Herausforderungen zu bewältigen und die MandantInnen seines Vaters in ihren rechtlichen Angelegenheiten an seinem Kanzleistandort in der Rainerstraße 5 (GOLDA-ZENZ RECHTSANWÄLTE GmbH) begleiten zu dürfen.
Für Dr. Gerhard Zenz beginnt nun ein neuer 
Lebensabschnitt, aber wie sieht der Ruhestand für den ehemaligen Rechtsanwalt aus? „Von einem Arbeitsschock oder Pensionsschock kann keine Rede sein“, lacht er und sein Sohn fügt schmunzelnd hinzu: "Mit 4 Kindern, 4 Enkelkindern und einem Faible für Oldtimer wird ihm bestimmt nicht langweilig."
Trotz des Abschieds bleibt Dr. Zenz bescheiden. „Es stört mich nicht, meine Tätigkeit zu beenden. Man merkt, dass die Leistungsfähigkeit mit der Zeit nachlässt. Umso schöner, dass mein Sohn nun übernimmt, denn er hat alle Voraussetzungen, ein großartiger Anwalt zu werden."
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